RMNP, Rissklettern und Joe’s Valley

Der Rocky Mountains Nationalpark (RMNP) war zwar lang nicht so verschneit wie normalerweise zu so später Jahreszeit, für den motivierten Boulderer aber dennoch nicht zu gebrauchen.
Bei etwa -5°C sind wir mit zwei Crashpads, Bier und Vesper etwa eine Stunde lang bis ins Lower Chaos-Valley gelaufen. An sich also super Bedingungen zum Bouldern und auch nicht zuviel Schnee. Problem an der Sache war nur, dass die Boulderblöcke im Gegensatz zum hinführenden Weg nicht im geringsten windgeschützt sind und es dort dementsprechend gefühlte -15°C und meterhohe Schneewehen unter den Blöcken hatte. Aber zumindest konnten wir uns ein paar der Boulder anschauen und können nun definitiv bestätigen, dass das Gebiet einen Sommerbesuch wert ist!

Der dortige See glich einer einzigen Eiswüste, was uns das umqueren ersparte und Schlitterspaß bescherte, bis Tom auf die geniale Idee kam, knapp neben Peter auf die massiv erscheinende Eisoberfläche zu springen. Die Folge war ein mehrere Quadratmeter großer Einbruch und ein genialer Gesichtsausdruck von Peter als er und Tom einen halben Meter tiefer auf der nächsten Eisschicht wieder Fuß fassen konnten. Nach dem der Schock überwunden war, ging ein Battle los, wer die größte Fläche auf einen Schlag einbrechen lassen kann, bei der Tom letztenendes mit etwa 5×5 Metern weit vorne lag. Nach der letzten Crux des Tages, unser eingefrorenes Bier aus der Dose zu bekommen und zu trinken ging es wieder an den Abstieg und letzten Endes nach Denver, um für zwei Tage bei Nik Rael, einem alten Bekannten aus dem Averstal, zu wohnen und auch mal wieder duschen zu können.

Die nächsten zwei Tage verbrachten wir dann im Cleer Creak Canyon ganz in der Nähe von Denver, wo Peter „Formula 50“ (fb 8a), und Tom mit „Dynamic Liquid???“ den 7c Ausstieg von Dark Waters (fb 8a+) klettern konnten. Vera gelang mit „Aqua Huck“ eine coole 7a und ich konnte unter anderem mit „Mavericks“ V6 (fb 7a+) einen Highball-Mantle-Classic bezwingen, bei dem ich mir im vorletzten Go auf 5m Höhe dank fehlgeschlagenem Mantelversuch das Gesicht an der Kante angehauen habe und dann auch noch beinahe das hinterste Crashpad verfehlt hätte. Danach wäre mir beinahe noch mit „41st Street“ eine V8 (fb 7b+) gelungen, in der ich aber dank Dunkelheit und ausgeprägtem Plättegefühl im deutlich leichteren Ausstieg abgeflogen bin.


„Mavericks“, V6 (~fb 7a+) Highball

Anschließend gings wieder auf längere Fahrt: Etwa 6 Stunden von Denver, Colorado in den Nachbarstaat Utah ins Indian Creek, 40 Meilen südlich von Moab. Dort wollten wir Chris beim Riss-Klettern überraschen und diese Form des Kletterns auch mal ausprobieren. Dank seiner glorreichen Wegbeschreibung, laut der sein Campground rechts und nicht links der Straße sein sollte, war es uns allerdings unmöglich ihn bei tiefer Nacht zu finden. Am nächsten Morgen, bei Tageslicht war die Suche zwar deutlich einfacher, aber es stand nur noch ein leeres Zelt ohne Chris in der Wüste. Da wir ohne Chris weder Topo noch Gear (Camelots und Friends zum Absichern der Risse) hatten beschlossen Peter und ich den Tag an den super aussehenden Boulderblöcken die wir auf der Hinfahrt gesehen hatten zu verbringen während Tom und Vera in den zweieinhalb Stunden entfernten Mesa Verde Nationalpark fuhren und sich dort unter großen Felsüberhängen errichtete Indianerdörfer zeigen liesen. Da hätten wir zwei wohl auch besser mitfahren sollen, denn erstens war es bei uns mittags eh zu warm zum bouldern und zweitens sahen all die Blöcke zwar super aus, hatten aber meistens keinerlei Griffe. Fand man doch mal irgendwo einen Griff, brauchte man ihn nur leicht anzupfen und weg war er.

Wie dem auch sei, abends sind wir dann wieder mit Chris zusammengestoßen und konnten am nächsten Morgen zu Risskletterabenteuern aufbrechen. Peter war ab dem ersten Warm-Up Riss voll begeistert und hat sich abwechselnd mit Chris einen Klassiker nach dem anderen hochgeklemmt. Tom hatte zuerst Startprobleme mit „Supercrack of the Desert“, konnte ihn und einen weiteren Riss dann später aber noch im Toprope ohne Camelots legen zu müssen klettern. Bei Vera und mir sah das ganze etwas schlechter aus. So richtig geklemmt hat da nix und Spaß finden konnte ich an der ganzen Sache auch nicht so recht.


Peter flasht „Supercrack of the Desert“ 5.10

Am nächsten Tag war dann mal wieder Nationalpark Ruhetag angesagt:
Im Canyon Lands N.P. befindet sich eine der härtesten 4-Wheel-Drive-Roads Utah’s die ich zu gern mit unserem schönen Autowagen gefahren wäre, wenn nicht sicher gewesen wäre, dass wir allein schon auf den ersten 5 Metern stecken geblieben wären. Die ganzen Canyons sind zwar ganz nett anzuschauen, insgesamt ist es aber kein Park, den man unbedingt gesehen haben muss. Der Arches Nationalpark mit all seinen Sandsteintorbögen in der Nähe von Moab hingegen schon! Wir waren zwar etwas in Hektik, da wir uns mehrere besonders schöne Torbögen bei letztem Tageslicht anschauen wollten und die Zustiegswege teilweise 1-2 Meilen lang sind, aber letztenendes schafften wir es noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang am berühmtesten aller Bögen, dem Delicate Arch, zu sein.


Delicate Arch, Arches Nationalpark, Utah

Nachdem dann mal wieder ein Sight-Seeing-Tag abgehakt war, standen für den nächsten Tag Mehrseillängen Routen auf dem Programm. Da wir aber eigentlich selbst für eine einzelne Seilschaft zuwenig Material hatten, war geplant, dass zuerst Peter und Chris aufbrechen und ihren Spaß haben sollten und später dann wir übrigen am Gipfel einer kürzeren Mehrseillängentour eine Highline spannen würden. Daraus wurde aber nichts, da die beiden erst bei Sonnenuntergang auf dem Gipfel ihres vierseillängen hohen Turms standen. Wir mussten uns währenddessen mit Cross-Desert-Golfspielen und mit am Auto gespannter Slackline vergnügen.

Danach gings dann aber ohne große Umwege und ohne Tom (ohne Chris sowieso, der is jetzt Risskletterer mit Haut und Haar) weiter ins Joe’s Valley, in der Nähe von Orangeville. Dort gibts haufenweise supergute Sandsteinblöcke mit Bouldern in allen Graden! Vier Bouldertage und einen äußerst effektiven Ruhetag hatten wir vor uns, bevor wir Stefan Brugger im 30 Meilen entfernten Price von der Greyhoundstation antreffen wollten.

Ich konnte „Pocket Rocket“ V6 (~fb 7a+) flashen und ein paar 7b Boulder klettern, während Vera das neue Environment mit vielen leichten neuen Bouldern genoss und bis V5 (~fb 7a) kräftig abräumte. Der Ruhetag zwischendrin war in sofern äußerst effektiv, da wir nun einen selbstgebauten Umluftbackofen aus Stein in unserer Camping-Parkbucht besitzen der den ersten Pizzatest gleich erfolgreich bestanden hat.


Tom flasht „Pocket Rocket“, V6 (~fb 7a+)

Während Stefan dann am 10. Dezember seinen ersten Bouldertag im New Joe’s geniesen konnte, machten wir uns frisch geduscht und gepflegt daran den Ofen erneut anzuheizen: Diesmal standen Weihnachtsplätzchen auf dem Programm.
Ausstecherle, Nusshäubchen, Kokosmakronen und Bärentatzen
Wir müssen also nicht neidisch auf euch daheim sein, sondern können hier selbst unsere eigenen Weihnachtsplätzchen genießen!


Unsere erste Pizza


Ausstecherle

In den letzten Tagen gab es nun leider einen Wetterumschwung.
Temperaturen bis -15°C bei Nacht und -5°C bei Tag, eingeschneite Boulder und die Tatsache, dass hier einfach alles gefriert was nicht direkt am Körper getragen wird machen uns das Leben etwas schwer. Wasser, Milch, Sahne, Eier, Bananen, Jogurte, Bohnendosen, … alles wird relativ schnell Steinhart oder zumindest ordentlich Crunshy, dafür verschimmelt hier aber auch nichts.
Aber trotz allem ist auch das Bouldern nicht zu kurz gekommen:
Peter hat das „Playmate of the year“ V9 (~fb 7c) am Hang stehen sehen und es nach eifrigen Bemühungen im Schneesturm auch besteigen können. Nun versucht er begeistert sich die dritte Wiederholung von „Blackout“ V13 (~fb 8b) zu sichern.


Zwei markante Griffe aus „Playmate of the Year“ V9 (~fb 7c)

Ich konnte „Kind of Brawny“ V8 (~fb 7b+) recht zügig klettern und bin knapp an „Hooters“ V9 dran. Stefan kämpft noch damit ein „Outdoor“-Kletterer zu werden, was bei der Kälte zusätzliche Motivation fordert, durfte sich aber trotzdem schon Boulder wie „Big Joe“ V7 (~fb 7b), „Stompkin‘ Hippies“ V7 oder“Kind of Brawny“ V8 (~fb 7b+) ins Routenbuch schreiben. Vera konnte mit „Right Rat“, „Shadow of Death“ und anderen weitere V5’en und V6’en bouldern und Tom der mittlerweile wieder zu uns getrampt ist konnte auch schon „Kind of Brawny“ V8 und „2 Finger Variation“ V9 klettern. Von Chris wissen wir nur aus einer eMail, dass er auch eingeschneit wurde und nun mit „dem Fotografen“ nach Las Vegas gefahren ist und dort auf uns wartet, er ist also auch noch wohl auf.


Ich in „Hooters“ V9 (~fb 7c)

Nun mit zwei offenen Fingern und total platt geht es weiter. Drei Nationalparks stehen auf dem Sightseeingprogramm: Bryce, Zion und Grand Canyon, danach weiter in die Red Rocks bei Las Vegas.

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